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Eine Generationen übergreifende Herausforderung

VHS | Kompass „Krieg, Klima, Corona“ mit Albrecht von Lucke und Maximilian Kürten

Bei seinem letzten Besuch in der VHS Oldenburg im Januar 2022 sei die Welt noch eine andere gewesen. Am Dienstag, 21. März, war der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke erneut Gast der Vortragsreihe VHS | Kompass, um über die möglichen Konsequenzen eben dieser Zäsur zu sprechen.

Von Luckes These ist: Wir stehen vor einer desillusionierenden Epoche der Zerstörung.

Da sei zum einen Putins Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit zerstörte Illusion der Friedensmacht Europa. Gestützt von der „ewigen bedingungslosen Freundschaft“ mit China, setze sich Putin über das Völkerrecht hinweg, mit dem Ziel, die unterstellte Hegemonie des „dekadenten Westens“ zu Gunsten einer multipolaren Weltordnung ohne eindeutige Bekenntnisse zur Demokratie und einer regelbasierten Welt zu brechen. Ein seit mehr als 75 Jahren an Frieden und Wohlstand gewöhntes Deutschland habe dem aktuell nur wenig entgegenzusetzen. Zu befürchten sei ebenso, dass nationalistische Strömungen in den USA und Europa ein Desinteresse am Schicksal der Ukraine förderten und Putins imperialistischen Ansprüchen dadurch weiter den Weg ebneten.

Zum anderen sei da die Klimakatastrophe und der daraus folgende unumgängliche Wohlstandsverlust. Der Westen habe bisher immer die Folgen seines Konsumverhaltens nicht nach dem Verursacherprinzip behandelt. Nun stehe er vor der moralischen und politischen Frage, wie er die durch den Klimawandel verursachten Probleme lösen will. Die ungelösten Auswirkungen der zunehmenden Migration sind nur ein Beispiel für die Handlungsunfähigkeit in Europa.

Was bedeuten diese Krisen für uns und was wird nötig sein, um sie zu bewältigen? Dies müsse von der Regierung ernsthaft und aufrichtig kommuniziert werden. Diese hülle sich aber in Schweigen, so von Luckes Beobachtung. Mit diesem Ansatz sei es aber schwierig, ein kollektives Verständnis zu schaffen, dass die Bewältigung der Herausforderungen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Aktuell fehle es an der Bereitschaft, das eigene Leben umzustellen, vor allem bei denen, die mehr Lasten übernehmen könnten. Denn nur so könnten wir uns für die Zukunft rüsten.

Wie schwierig es ist, eine Basis für diese Generationen übergreifende Herausforderung zu finden, zeigte die sich dem Vortrag anschließende Podiumsdiskussion. Für diese begrüßte VHS-Geschäftsführer Andreas Gögel neben Albrecht von Lucke, wie schon bei von Luckes letztjährigem Besuch, Maximilian Kürten. Der gebürtige Oldenburger lebt mittlerweile in Berlin und engagierte sich in der Schüler*innen-Konferenz SIMEP (Simulation Europäisches Parlament) sowie vor seinem Studium bei der Schwarzkopf-Stiftung.

Kürten vermisse vor allem die Ernsthaftigkeit im Umgang mit den Sorgen der jungen Generation. Studien belegten, dass angesichts der multiplen Krisen mentale Probleme durch Überforderung und Ängste bei Jugendlichen deutlich anstiegen. Zwar habe ein Transformationsprozess in der Politik begonnen – immer mehr junge Menschen engagierten sich politisch – aufgrund des Generationenverhältnisses zu Ungunsten der Jugend werde aber vor allem Politik für Ältere gemacht. Und die älteren Generationen folgten den jüngeren nicht in deren neuen Diskussionsforen. So alleingelassen seien immer mehr Jugendliche versucht, sich individualistischen Lösungen zuzuwenden.

Gerade diesen Individualismus kritisiert von Lucke an der jungen Generation. Diese sei so desinteressiert und narzisstisch wie nie. Dies solle jedoch nicht als Vorwurf verstanden werden, denn die Jugend sei ein Ergebnis der sie umgebenden Welt, so von Lucke. Anders als in seiner Jugend habe die Generation Z als am stärksten von den Krisen betroffene Personengruppe aber keine andere Wahl, als sich mit den älteren Generationen zu verbünden und sich zu engagieren. Dass dies nicht geschehe und junge Menschen die ihnen zur Verfügung stehenden Foren nicht nutzten, enttäusche ihn. Wenn die Jugend interessiert wäre, wäre sie gerade hier vor Ort, statt sich in den Blasen der digitalen Welt gegenseitig zu bekräftigen. Denn Demokratie lasse sich nicht virtualisieren, so von Lucke.

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Andreas Gögel, Albrecht von Lucke und Maximilian Kürten im Vorfeld der Veranstaltung. Bild: VHS Oldenburg.
Albrecht von Lucke während seines Vortrags. Bild: VHS Oldenburg.
Bild: VHS Oldenburg
Die Podiumsdiskussion. Bild: VHS Oldenburg.
Bild: VHS Oldenburg
20.04.24 06:29:16